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Stadt der Gegensätze: Süss und bitter

  • Autorenbild: Delia
    Delia
  • 23. Sept. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Sept. 2021


Mate vs Alfajores Fernet vs Facturas Puerto Madero vs La Boca Avenida Corrientes vs 9 de Julio

Buenos Aires kann man nicht in einen Satz fassen. Davon abgesehen, dass die Stadt mit ihren 203km2 und 48 Quartieren zu gross dafür ist, sieht Buenos Aires auch je nach Ort komplett anders aus.


Wenn ihr Buenos Aires in Google eingebt, erscheinen Fotos von Hochhäusern, grossen eleganten Gebäude aus Glas und von einem Obelisk in einer endlos langen Strasse. Natürlich sind das Fotos, die in der Tat Teile von Buenos Aires abbilden – aber noch lange nicht alle Teile.


Hier führe ich euch gerne in verschiedene Orte von Buenos Aires ein und erkläre euch, warum ich den Artikel «Stadt der Gegensätze» genannt habe.


Beginnen wir bei Puerto Madero und dem Foto, das ihr oben, sowie auch in den meisten Google-Ergebnissen seht. Puerto Madero ist ein wiederbelebtes Quartier am Ufer vom Fluss Río de la Plata und heutzutage einer der teuersten Orte in Buenos Aires. Neben etlichen Hochhäusern, die hauptsächlich Banken oder anderen grossen Firmen gehören, wurden dort in den letzten dreissig Jahren (teure) Restaurants, Hotels, Clubs und private Hochschulen errichtet. Das Quartier, insbesondere die Steakhäuser, sind bei Touristen sehr beliebt. Mit ArgentinierInnen bin ich dort bisher noch nie essen gegangen, geschweige denn in den Ausgang. Jedoch ging ich das Quartier letztens besuchen und habe dabei ein paar Fotos gemacht.



Nun, wo ist der Gegensatz?

Das kommt jetzt: Nach ca 30 Minuten gehen endet das Gebiet der Hochhäuser und Glasgebäude und man kommt an einen kleinen Park, dahinter eine Uferpromenade. An der Promenade kriegt man für einen Drittel des Preises von Puerto Madero Sandwiches mit Rind vom Grill, Choripan oder Milanesas (siehe meine Artikel über das Essen in Argentinien). Essen kann man dies an der Uferpromenade an improvisierten Tischen, daneben spielen Leute Salsa auf Lautsprechern ab, weiter hinten verkauft jemand auf der Strasse Handyhüllen. Das klingt schon eher nach dem Buenos Aires, das ich kenne.


Puerto Madero ist also zweifelsohne ein schönes Quartier in Buenos Aires, das man bestimmt anschauen sollte. Jedoch nimmt es wahrscheinlich weniger als 10% von Buenos Aires ein, während es 90% von den Google-Ergebnissen füllt.


Im Gegensatz dazu befindet sich etwa eine halbe Stunde südlich von Puerto Madero La Boca, ein Künstlerviertel und eines der ärmeren Quartiere von Buenos Aires (siehe Artikel über Tango). Auch dort gibt es Steakhäuser, jedoch zu einem viel billigerem Preis und der Grill ist nicht in einer eleganten Küche, sondern mitten auf der Strasse. Statt Reggaetón hört man Cumbia und die Strassen sind voller Leute. Die Gebäude sind weder gross noch aus Glas, sondern klein und aus farbigen Wellblechern (zumindest in Caminito, dem touristischen Teil von La Boca).



Doch nebst den krassen Gegensätzen wie La Boca und Puerto Madero zeige ich euch auch ein paar Fotos (mehr siehe ganz unten) von den üblichen Gegenden in Buenos Aires, wo ich mich regelmässig aufhalte. Am meisten beeindruckt mich die Avenida 9 de Julio. Um die ganze Strasse zu überqueren, muss man über 16 Spuren gehen (8 in eine Richtung und 8 in die andere)! Wie ihr euch denken könnt, funktioniert das nie in einem Grünlicht. Jedes Mal stelle ich mir die Challenge, die Strasse in einem Go überqueren zu können, doch das wäre einfach lebensmüde. Spätestens bei den letzten 4 Spuren muss ich auf das neue Grünlicht warten (hat das jemand von euch geschafft? Schreib einen Kommentar!).



Der beste Ort von 9 de Julio ist meiner Meinung nach die Kreuzung zwischen 9 de Julio und Avenida Corrientes. Dort erhebt sich nämlich der Obelisk mitten auf der Strasse in eine beeindruckende Höhe.





Während die Strasse 9 de Julio eine der breitesten Strassen der Welt ist, wird die Avenida Corrientes als «Broadway von Buenos Aires» bezeichnet. Die Avenida Corrientes ist immer voll. Wenn nicht grad Lockdown ist, ist die Strasse bis an den Rand vollgepackt mit Leuten, die entweder auf dem Weg in eines der vielen Theater oder Pizzerien sind oder einfach etwas einkaufen wollen. Auf den 8.6km Länge von der Avenida Corrientes reihen sich Theater, Bars, Restaurants, Milongas, Centros Culturales und Buchhandlungen aneinander (s. Artikel über Buchhandlungen).


Avenida Corrientes (im Semi-Lockdown!)



Nach den geographischen Gegensätzen von Buenos Aires widmen wir uns auch noch den kulinarischen Widersprüchen (Einblicke in das Essen von Buenos Aires kriegt ihr hier).


In der Tat finde ich es interessant, wie die Geschmäcker in der argentinischen Essenskultur variieren. Es gibt krasse Gegensätze zwischen bitter und süss und meine aktuelle Theorie ist, dass dies eine Art Kompensation ist. Man trinkt etwas Bitteres und isst etwas Süsses, um am Schluss etwas Neutrales im Mund zu haben?


Aber wovon rede ich überhaupt?

Den Gegensatz kann ich euch am Beispiel von Mate und Alfajores erklären. Mate, wie ihr im Artikel über Mate gelesen habt, ist ein sehr bitteres Tee-Getränk aus Argentinien (und Paraguay und Uruguay). Meistens trinkt man es ohne Zucker, wobei ich in der Schweiz erst wenige Menschen gefunden habe, die den Tee ohne Süssungsmittel geniessen können. Die Bitterkeit kann man vielleicht mit Espresso vergleichen, den Geschmack jedoch überhaupt nicht. Im Gegensatz dazu sind Alfajores eine Zuckerbombe: Das sind Gebäcke ähnlich wie Oreos, die gefüllt sind mit einer Milch-Karamellcreme und überzogen mit Schokolade. Nicht selten trinkt man Mate, währenddem man ein Alfajor isst. Nach meiner Theorie, um die Geschmäcker zu neutralisieren😉.

Ebenso kann man Mate mit Facturas geniessen. Facturas sind nicht nur Rechnungen (die isst man nicht), sondern Süssgebäcke aus der Bäckerei, wie zum Beispiel Gipfeli oder andere ungesunde Sachen. Die argentinischen Gipfelis (Medialunas) sind mit einer Zuckerschicht überzogen, was sie noch süsser macht. Ihr seht also, der Kontrast zwischen dem Mate-Tee und Alfajores sowie Facturas ist ziemlich gross.



Ein anderes bitteres Getränk, das man jedoch besser nicht am Nachmittag zu den Alfajores trinken sollte, ist Fernet. Fernet ist ein Aperitiv wie Campari oder Aperol, aber viel bitterer. Vielleicht vergleichbar mit Cynar. Fernet kommt, wie auch die anderen hier genannten Aperitivos, ursprünglich aus Italien – jedoch sehe ich um einiges mehr Fernet in Argentinien. Den trinkt man mit Cola oder auch pur auf Eis. Ebenso habe ich erst wenige SchweizerInnen gefunden, die Fernet geniessen können – selbst mit Cola nicht.


Das wären nun die kulinarischen Gegensätze, die mir in Argentinien aufgefallen sind. Vielleicht mögt ihr ja das ein oder andere mal probieren.


Damit sind wir am Ende dieses Artikels angekommen. Ich hoffe, ihr hattet Spass beim Lesen und ich freue mich auf den nächsten Artikel. Gerne könnt ihr euch im Newsletter am Seitenende einschreiben und mir in den Kommentaren verraten, ob ihr Fernet mögt. 😉


Bis zum nächsten Mal!




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