Trinken wir ein paar Mates!
- Delia
- 24. Feb. 2019
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Feb. 2021
«Vamos a tomar algunos mates!» ist ein Satz, den man häufig hört in Argentinien.
Wie man in England Tee trinkt und in der Schweiz Kaffee, trinkt man in Argentinien Mate.
Und hier werde ich euch erklären, was Mate ist und was es mit dem auf sich hat.
Erst einmal trinkt man hier zwar Unmengen «Mate»-Tee, aber genauso gut kann man Kaffee oder anderen Tee trinken. Ich musste also zum Glück keinen Kaffeeentzug machen.
Unter Mate versteht man eine Art von Tee, der in Argentinien und auch Uruguay weit verbreitet ist. Doch das ist längst nicht alles: es gibt eine ganze Kultur rund um den Mate, und wenn man Argentinien oder Uruguay bereist, ist es gut, ein bisschen davon zu kennen.
Ein «Mate» sieht so aus (der ist gerade in Gebrauch):

Um Mate-Tee zu trinken, braucht man also einen Mate (das Gefäß), eine Bombilla (Rohr aus Metall, kein Plastikröhrchen!), Yerba (Mate-Teeblätter) und heisses Wasser.
Das Gefäß gibt es aus unterschiedlichen Materialien. Traditionell sind sie aus Kürbisschale oder Holz, mittlerweile gibt es aber auch aus Metall oder Plastik. Wenn man einen Kürbisschale- oder Holzmate kauft, muss man den meistens noch «kurieren» - behandeln. Wie man das macht, weiß ich nicht genau (leider). Aber es geht dabei darum, dass die Schale nicht gleich zu schimmeln beginnt wegen der Feuchtigkeit. Also eine relativ wichtige Sache.
Das Mate-Trinken sieht dann so aus:
Man füllt den Mate mit Yerba und hält den Mate leicht schräg. Dann steckt man das Rohr ebenfalls schräg in die Kräuter. So, dass die beiden Schrägen (der Kräuter und des Rohres) ein V bilden. Wenn die Kräuter beispielsweise von links unten nach rechts oben gehen, geht das Rohr von rechts unten nach links oben.
Dann giesst man heisses Wasser in den Mate, aber kein kochendes Wasser. Mit kochendem Wasser würde man die Kräuter verbrennen. Das Wasser giesst man auf der Seite der Schräge ein, bei der es weniger Kräuter hat bzw. wo das Rohr steckt (im Beispiel wäre das also links).
Dann trinkt man den Mate durch das Röhrchen. Das Röhrchen hat unten ein Sieb, sodass man normalerweise keine Kräuter trinkt (außer, das Sieb ist kaputt). Jedoch trinkt man nicht einfach so den Mate und fertig. Es kommt da sehr darauf an, in welcher Umgebung man ist und mit wem man den Mate (nicht) trinkt.
Außerdem trinkt man nicht nur einen Mate. Sondern man erhitzt zum Beispiel einen Liter Wasser und trinkt dann mehrere Mates nacheinander (das heisst soviel wie mehrere «Tassen» hintereinander). Wenn man also alleine ist, trinkt man einfach den Mate und macht daneben was auch immer man gerade macht.
Wenn man aber in einer Gruppe ist oder gerade Besuch kommt, ist das anders. Den ersten Mate trinkt derjenige, der den Mate gemacht hat. Das ist meistens auch derjenige, dem der Mate gehört und der jeweils das Wasser nachfüllt. Der erste Mate ist jedoch ziemlich bitter – generell ist Mate bitter. Das heisst, wenn euer Gastgeber nett ist (was er meistens ist), trinkt er den ersten oder die ersten beiden Mate selbst und gibt euch dann einen etwas «abgeschwächten» Mate, der nicht mehr ganz so bitter ist (weil die Kräuter die Bitterkeit mit der Zeit ja verlieren).
Schritt Nummer Zwei des Mate-Machers ist also, der nächsten Person den Mate anzubieten. Meistens ist das einfach eine normale gewohnte Bewegung, die man kaum mehr merkt. Man trinkt den Mate auf, füllt Wasser nach und reicht ihn in der Runde weiter. Etwa wie Shisha, für diejenigen, die Shisha rauchen unter euch (nein Mama, ich nicht, ich trinke Mate).
Meistens wird einem während dem Mate trinken was Kleines zu essen angeboten. Das kann süsses Gebäck sein oder auch was Salziges, wie Salzstängel oder «Bizcochos» oder Nüsse. Einfach, dass man den Mate nicht auf leeren Magen trinkt. Und so trinkt man Runde um Runde Mate und redet über die Politik.
Jedoch gibt es keine «Regel», wann oder wo oder mit was man den Mate trinken darf. Argentinier trinken Mate bei jeder Gelegenheit – während dem Unterricht, dem Arbeiten, dem Einkaufen oder dem Reden. Und es gibt den «Mythos», dass die Leute in Uruguay sogar Mate auf dem Velo trinken.
Der Mate ist also definitiv sehr verbreitet und beliebter als Kaffee oder Tee.
Auf der anderen Seite sind sich die Argentinier aber sehr bewusst, dass nicht jeder den bitteren Geschmack des Mates mag. Sie sind also eher überrascht, wenn Touristen (wie z. B. ich) Mate trinken.
Übrigens gibt es auch Argentinier, die den Mate mit Zucker trinken – meistens wird der Zucker aber heimlich und leicht beschämt mit ins Wasser geschmuggelt. An heissen Tagen kann man aus der Yerba des Mates auch Tereré machen (ja, sagt das Wort mal dreimal hintereinander schnell). Das ist grundsätzlich einfach kalter Mate-Tee. Dazu mischt man jedoch Zitronensaft oder Orangensaft oder sonst einen Geschmack hinzu, sodass es ähnlich schmeckt wie Eistee. Nennt das Getränk jedoch nie «Mate», denn Argentinier korrigieren dann «nein, das ist Tereré!». Ich sehe nicht ganz ein, wo der Unterschied ist (außer in der Temperatur des Wassers), aber anscheinend ist die Unterscheidung sehr wichtig.
Ich selbst trinke in Gruppen Mate, habe mir bisher jedoch noch nie einen alleine gemacht. Was auch daran liegt, dass ich meinen Mate noch nicht behandelt habe und daher nicht daraus trinken kann.
Anbei habe ich noch ein Bild von mir mit einem Mate in der Hand und mein (unbehandeltes) Mate-Set. Ich habe meinen Kollegen auf dem Bild nicht aus Boshaftigkeit ausgeschnitten, sondern weil ich seine Privatsphäre nicht verletzen will. Das Bild in der Mitte ist ein Stand, der Mate und Zubehör verkauft.
Ich hoffe, ich konnte das verständlich erklären. Und wenn ich zurück bin, können wir gerne mal ein paar Mate trinken gehen!
Hihi jaa wobei ich auch Leute kennengelernt habe, die das nicht so ernst nehmen.
Mit Kohle :o. Sehr interessant! Okay danke!
Hahaha ich werd‘s versuchen ;)). Hilfsbereite Leute gibt‘s ja genug hier.
Liebe Delia - wie immer messerscharf beobachtet. Das mit dem Einfallswinkel der "bombilla" ist mir noch gar nie aufgefallen...:-o
Der "mate" (das Gefäss) lässt sich übrigens mit glühender Kohle "kurieren".
Beim nächsten "asado" kannst Du Deinen "mate" einfach mal anschleppen und einem erfahrenen "Gaucho" zum "kurieren" überlassen.
Wetten, dass sich da "Freiwillige" melden ... ? ;-))
Weiterhin alles Gute.