Asado argentino - Fleischkultur in Argentinien?
- Delia
- 17. Feb. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Sept. 2021
«Rindfleisch» ist eines der häufigsten Dinge, die ich in Europa über Argentinien höre. Das argentinische Rindfleisch ist weltberühmt und ein wichtiger Bestandteil der argentinischen Küche. Daher kann ich es kaum glauben, dass ich in der Tat noch keinen Artikel dem Asado Argentino gewidmet habe. Das wird jetzt geändert!
Einen Artikel über typische Gerichte in Argentinien findet ihr hier.
Im heutigen Blogbeitrag geht es jedoch spezifisch um die Fleischkultur in Argentinien – und bevor jetzt die Vegetarier und Veganerinnen alle abspringen: Geduld, auch ihr kommt zum Zuge.
Sowohl für Vegetarierinnen, Veganer wie auch fleischfressende Mitglieder der argentinischen Gesellschaft ist eine «Parrilla» (Grill) ein wichtiges soziales Zusammenkommen. Man wird nicht einfach bei jemandem zum Abend essen eingeladen, sondern zum Grill. Besser gesagt: zum asado.
Jetzt, warum rede ich hier von asado, wenn ich doch vorhin erklärt habe, dass parrilla Grill bedeutet? Ja, gute Frage. Meistens ist damit dasselbe gemeint, nämlich ein Grillabend (parrilla), bei dem es unter anderem ein spezielles Rindfleisch gibt (asado). Jedoch kann man theoretisch das spezielle Rindfleischstück (asado) auch auf dem Kochherd machen (das wäre dann nur asado ohne parrilla).
Dennoch ist es üblich, dass jede/r, der/die einen Grill hat, alle paar Wochen eine Freundesgruppe zum Grill einlädt. Mit «einen Grill hat» meine ich nicht diese Gas-Grille aus der Schweiz, bei denen man einen Knopf drückt und ein paar Klöpfer drauflegt. Ich meine so rustikale Grille, die man von Hand anfeuert. Das ist ein wichtiger Teil des ganzen Abends.

Ich kenne den Grill von Herrn JV am besten. Bei dem geht es folgendermassen zu: benötigt wird ein Behälter aus Metall, auf dem der Grill gemacht wird. Das kann eine Grillschale sein, jedoch ist es im Fall von Herrn J rechteckig und nicht rund. Dann braucht man Holz. Häufig werden dafür Holzkisten verwendet, die man in einem Supermarkt gratis bekommt, da darin Früchte oder Gemüse aufbewahrt werden. Ebenso muss man Kohle besorgen. Und dann muss man den Argentinier/innen das Feld überlassen.
Denn wie ihr euch vorstellen könnt, haben die meisten das Grillieren sehr gut im Griff.
Was ich davon mitbekommen habe, ist, dass der Grill auf eine bestimmte Temperatur eingestellt wird. Zwar kann man das nicht so genau bestimmen wie mit dem Ofen in der Küche, jedoch wird die heisse Kohle so verteilt, dass es verschiedene Stufen von links nach rechts (oder vorne nach hinten) gibt. Das Fleisch sollte ja nicht verbrennen.
Dann macht der/die Grillmeister/in das Fleisch auf den Grill. Auch das Fleisch ist eine Kunst für sich. Es gibt etliche verschiedene «cortes» (Schnitte), die für den Grill geeignet sind oder auch nicht – je nach Fettanteil zum Beispiel. Je nach Schnitt wird dieses an einem anderen Ort auf dem Grill platziert. Cortes vom Rind für den Grill sind:
Tira de Asado
Bife de chorizo
Bife angosto
Vacío
Entraña
Matambre
Pechito de cerdo (Schwein)
Chorizo – eine Wurst, die man im Brot isst
Das besondere am argentinischen Rindfleisch ist also nicht nur die Aufzucht der Rinder, sondern auch die Art, wie man das Fleisch schneidet und zubereitet.
Nun für alle Vegetarierinnen, die ich noch nicht verloren habe: auf den Grill kann man bekannterweise nicht nur Fleisch machen und auch in Argentinien gibt es Grillkäse. Doch nicht nur Käse, sondern auch gefüllte Peperoni oder Kartoffeln werden auf den Grill geworfen (hier wären wir bei den Veganern). Zu dem Ganzen hinzu isst man Brot (auch auf den Grill) und Salat (nicht auf den Grill). Ebenso gibt es Saucen wie Chimichurri, die man zum Fleisch isst und je nach dem etwas pikant sind (für mich). Das wäre also ein typischer Grillabend meiner Erfahrung nach. Tradition ist es dabei, dass man am Schluss dem «Asador» (dem Grillmeister) einen Applaus gibt, wenn der Grill gut gemacht wurde – und auch, wenn er nicht gut gemacht wäre 😉.

Nun, wie gesagt ist es durchaus möglich, an einem Grillabend kein Fleisch zu essen und beinahe bei allen Grillabenden, an denen ich eingeladen war, gab es Vegetarier oder Veganerinnen.
Was jedoch auffallend ist: Fleischessende Argentinier können vegan nicht von vegetarisch unterscheiden.
Ich amüsiere mich jedes Mal darüber, wenn ein erschrockener, fleischessender Argentinier(in) eine Vegetarierin besorgt fragt: Aber… also kannst du Käse essen?, während sich diese einen Grillkäse macht. Da fehlt also noch ein bisschen Erklärung.
Crashkurs: Vegetarier/innen essen keine verstorbenen Tiere, Veganer/innen auch nicht, jedoch verzichten sie auch auf Produkte von Tieren wie Milch und Ei.
Nun, wie sieht die Fleischkultur in Argentinien aus?
Wie soeben erläutert, gibt es durchaus Vegetarier/innen und Veganer/innen in Argentinien. In der Stadt Buenos Aires ist es längst normal, dass es etliche Angebote auch vegetarisch gibt. Empanadas, Milanesas, Pizza etc. gibt es mit oder ohne Fleisch (für mehr Details müsst ihr den oben verlinkten Beitrag lesen zu den typischen Gerichten in Argentinien). Etwas schwieriger sehe ich es für Veganer/innen, da vieles mit Käse gemacht wird – erst recht, wenn es ohne Fleisch ist. Tartas, Pizzas und Empanadas sind häufig mit Käse oder einer «salsa blanca»; einer Art Rahmsauce.
Grundsätzlich wurde mir aber gesagt, dass auf dem Land kulturell mehr Fleisch gegessen wird bzw. häufiger in der Woche als in der Hauptstadt von Argentinien. Wobei sich diese Aussage eher auf die Haushalte bezieht – d.h. Familien in ländlicheren Gebieten. In Restaurants in Städten ausserhalb von der Hauptstadt Buenos Aires, die ich besucht habe, hatte ich nie Probleme, auch fleischlose Gerichte zu finden. Jedoch ist die Auswahl eventuell keiner und wie gesagt: vegan ist schwieriger.
Als Fazit kann man also sagen, dass zwar eine Fleischkultur besteht, diese aber - meiner Meinung nach - nicht ganz so ausgeprägt ist, wie sich es in Europa teils dargestellt wird.
Falls ich deutschsprechende ArgentinierInnen als LeserInnen habe, könnt ihr gerne Korrekturen oder Tipps anbringen 😉.
Damit wären wir am Ende des Artikels angekommen. Ich hoffe, er hat euch gefallen – ob Fleischfresserin, Vegetarier oder Veganerin. Gerne könnt ihr einen Kommentar oder ein Herz hinterlassen. Bis zum nächsten Mal! <3

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