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"Che perdón, hab verschlafen"

  • Autorenbild: Delia
    Delia
  • 8. März 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Zwar habe ich es verschlafen, den Artikel früher zu schreiben und ihn zeitgerecht auf den Blog hochzuladen – nämlich solange ich noch in Argentinien bin und nicht wieder in der Schweiz – aber darum geht es im heutigen Artikel nicht.


Sondern darum, dass Argentinier anscheinend keine Wecker haben. Damit meine ich nicht die grossen, alten Wecker mit brrrr-Ton, sondern dass dort anscheinend auch die Handys ohne Weckerfunktion verkauft werden.


Denn verschiedenste Leute schreiben einen zu den verrücktesten Zeiten, dass sie verschlafen haben. Um 15.00 Uhr nachmittags. Das liegt nicht daran, dass sie nicht an das Treffen kommen wollten, sondern daran, dass sie wirklich verschlafen haben. Ich weiss, schwer zu glauben. Hab auch lange gebraucht.


Ich habe ja schon einmal über die Pünktlichkeit und den Tagesrhythmus geschrieben, in jenem Artikel habt ihr gelesen, dass so einiges verschoben ist im Vergleich zur Schweiz. Das Gute an der Nicht-Pünktlichkeit ist, dass man sich das Verschlafen etwas besser leisten kann. Aber ehrlich gesagt wird es auch dort nicht gerne gesehen, wenn man einfach sämtliche Events verschläft – und natürlich reut es einen selbst, wenn man etwas Tolles verpasst hat.


Wenn man hier also hört, jemand habe verschlafen, und es sich nicht um die ersten paar Stunden am Morgen handelt, hält man es meistens für eine Ausrede (oder?). In Argentinien jedoch ist es eine durchaus glaubwürdige Aussage, die ernst genommen wird. Und das unabhängig davon, ob es eine 20-Jährige ist oder ein 70-Jähriger.


Die Argentinier halten dennoch nicht viel davon, einen Wecker zu stellen, wenn sie mal eine Siesta machen. Viele stellen auch morgens keinen Wecker und vertrauen darauf, dass sie rechtzeitig aufwachen. Ich als immerhin halb-Schweizerin stelle IMMER den Wecker, wenn ich mich hinlege - wobei ich aber keine Siestas schlafe. Jedoch ist es in Argentinien wegen dem verschobenen Tagesrhythmus etwas üblicher, dass man sich tatsächlich mal tagsüber hinlegt. Auf dem Land machen viele Geschäfte zu dem Zweck von 14 Uhr bis 17 Uhr einfach zu. Also kann es wirklich passieren, dass man aus Versehen einschläft und verpasst, dass es schon 17 Uhr ist.


Natürlich kann ein Teil davon auch daran liegen, dass die Leute von Buenos Aires generell nicht gerne auf die Uhr schauen, um irgendwo hinzugehen. Wenn man fragt, wie spät es ist, kriegt man zum Beispiel die Antwort: «So etwa elf Uhr, glaube ich». Oder man fragt, wie lange es denn geht, um an einen bestimmten Ort zu kommen – denn man will ja pünktlich sein – und kriegt zu hören: «Nein nein, nicht so lange.» Wenn man also um etwa elf Uhr, glaube ich, los geht und nicht so lange hat, dann ist man vielleicht etwa um zwölf Uhr, glaube ich, am Zielort angekommen.

Dies hat jedoch auch zum Effekt, dass das «etwa elf Uhr, glaube ich» meistens sogar mehr oder weniger der Wahrheit entspricht. Durch das nicht auf die Uhr schauen haben sie wohl ein Gefühl für die Zeit entwickelt. Das Gefühl beschränkt sich jedoch auf den wachen Zustand. Häufig habe ich gemerkt, dass die Argentinier mit ihren Schätzungen richtig liegen und ich falsch. Vielleicht sollte ich auch etwas weniger auf die Uhr schauen.


Der einzige logische Grund für dieses Phänomen erscheint mir, dass die Wecker dort nicht fabriziert werden und die argentinischen Handys über keine Alarmfunktion verfügen.

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© 2018 by Delia Christ

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