Buenos Aires ist nicht Argentinien
- Delia
- 11. Apr. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Apr. 2022
Ihr habt richtig gelesen: im Titel behaupte ich, dass Buenos Aires nicht Argentinien ist.
Jetzt mögt ihr denken «ohje, Delia hat wohl bisschen zu viel Sonne abgekriegt… Buenos Aires ist die Hauptstadt von Argentinien!».
Ja, das stimmt: Buenos Aires ist die Hauptstadt von Argentinien. Gleichzeitig ist es aber keine (komplette) Repräsentation von Argentinien.
Häufig wird von Touristen oder porteños (Einwohner von der Stadt Buenos Aires) «Buenos Aires» mit «Argentinien» gleichgesetzt. Das hören die Argentinier*innen vom inneren des Landes gar nicht gerne, denn Buenos Aires ist zwar eine wichtige Stadt in dem südamerikanischen Land, jedoch nicht die einzige. Als Grossstadt teilt Buenos Aires Ciudad viele Eigenschaften mit anderen Grossstädten wie London oder New York: die Leute sind gestresster, überall sind Touristen, die Menschen sind weniger höflich als auf dem Land, es gibt an jedem Ecken einen Kiosk und einen Supermarkt und der Bus kommt mehr oder weniger pünktlich.
Zwar finde ich die Leute in Buenos Aires Ciudad auch ausgesprochen höflich und zuvorkommend, jedoch sind die Argentinier*innen aus dem Inneren des Landes vielleicht noch offener (s. Artikel über die Gesellschaft und Freundlichkeit).
Man kennt also Argentinien noch nicht ganz, wenn man «nur» in Buenos Aires war.

Das Innere des Landes hat so einiges zu bieten und es gibt hier und da Unterschiede zu der Hauptstadt im Nordosten. Kulturelle Unterschiede, kulinarische Unterschiede und natürlich geographische und klimatische Unterschiede. Selbst der Dialekt ändert sich, je nachdem, wo man hinfährt. Im Westen und im Norden spricht man weniger mit dem «sch» als im Süden und Osten (bitte korrigiert mich …) – s. meinen Artikel über die Sprache in Argentinien.
In meinen Aufenthalten in Argentinien konnte ich ein paar Orte ausserhalb von Buenos Aires kennenlernen und gerne gebe ich euch einen Einblick, was Argentinien denn alles so bietet.
Ganz unten findet ihr noch eine Foto-Gallerie.
Mendoza ist eine Provinz mit gleichnamiger Hauptstadt im Westen von Argentinien. Der Ort in den Anden ist das Paradies des Weins – 70% des Weins des Landes wird dort hergestellt und es ist der älteste Anbauort für Wein. Eine kleine Weintour in Mendoza lohnt sich also auf jeden Fall. Doch auch abgesehen davon bietet der Ort tolle Ausflüge in die Bergen und ein ganz anderes Klima als in der Hauptstadt Argentiniens. Die Temperatur sinkt nachts stärker ab und heizt sich mehr auf am Tag. Von Mendoza aus kann man auch gut einen Abstecher nach Chile machen.

Jujuy ist eine wunderschöne Provinz im Norden von Argentinien, sich durch ihre Dörfer mitten in den Anden auszeichnet. Auf 3000 bis 4000 müM kann man dort empanaditas (eine Art flache, in die Länge gezogene Empanada) essen, Coca-Blätter kauen (für die Akklimatisierung) und die atemberaubende Aussicht geniessen. Die Bergen und der Boden dort ist aus rotem Gestein, das auch gerne mal auf die Kleider abfärbt. So viele Rottöne, die die quebradas de las señoritas oder der cerro de los 14 colores zeigen, hab ich noch nie gesehen. Nicht nur Rottöne kann man dort sehen, sondern auch weiss. Die salinas grandes sind eine begehbare Salzlandschaft, die sich auf 3500 müM über 212 km² erstreckt. Jujuy strahlt eine Ruhe aus und gleichzeitig kann man viele sehr nette Menschen treffen, die einem gerne über das Leben dort erzählen.

Puerto Madryn in der Provinz Chubut ist ein Küstenort im Osten, etwa in der Mitte von Argentinien. Die Stadt ist bei Touristen sehr beliebt durch die vielen Ausflüge, die man machen kann. Puerto Madryn und die península valdés sind eines der Orte, an die ich immer mal gehen wollte und die ich zum Glück auch besuchen konnte – denn dort kann man Pinguine in freier Wildbahn auf 2 Meter Distanz beobachten. Die süssen kleinen Vögel schwimmen im Sommer (Dezember bis Februar) an die argentinische Küste und gehen im Winter weiter hoch, denn anders als man denken mag, mögen sie eher warmes Wetter. Vielleicht kann ich deshalb so mit ihnen sympathisieren. Doch auch Seeelefanten, Seelöwen, Wale und Delfine kann man in dem Naturreservat sehen, das auf der UNESCO Welterbenliste steht.

Villa Carlos Paz in Córdoba ist ein weiterer Touristenort in Argentinien, jedoch eher für Inlandtourismus. Während es dort keine Pinguine oder rote Gebirge gibt, gibt es viele Theater, Musicals, Restaurants und Bars. Für ein Wochenendtrip ergibt sich der eher kleine Ort in der Provinz Córdoba gut.

Iguazú ist ein weiterer beeindruckender Ort im Norden von Argentinien. Besser gesagt liegen die Wasserfälle von Iguazú (cataratas de iguazú) wortwörtlich auf der Grenze von Argentinien und Brasilien. Die Wasserfälle und die enormen Wassermengen, die dort auf natürliche Weise täglich fliessen, gehören meiner Meinung nach ebenfalls zu einer der schönsten Sehenswürdigkeiten Argentiniens. Von der argentinischen Seite aus, aber auch von der brasilianischen kann man die Wasserfälle begehen, sich nass spritzen lassen, atemberaubende Fotos machen und sich von kleinen Äffchen bestehlen lassen. Ebenso lohnt sich eventuell ein Abstecher ins angrenzende Paraguay oder Brasilien.

Wie ihr seht, bin ich grösstenteils im Norden von Argentinien gereist oder bis nach Chubut runter. Doch auch der Süden von Argentinien hat schöne Landschaften und wenn ihr warme Kleidung dabei habt, lohnt sich definitiv eine Reise in die Patagonien.
Damit bin ich wieder am Ende des Artikels angelangt. Ich hoffe, er hat euch gefallen und vielleicht habt ihr ja auch Lust, Argentinien mal kennenzulernen. Wenn ihr meine Reiseblogs aus Lateinamerika nicht verpassen wollt, könnt ihr gerne den Newsletter am Seitenende abonnieren.
Hier die Fotogallerie - ans Ende scrollen lohnt sich für süsse Pinguinbilder ;).
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