Busfahrten durch Argentinien
- Delia
- 29. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Dez. 2021
Ich hab alleine für meinen Arbeitsweg in den letzten Monaten ca. 4800 Minuten aka 80 Stunden im Bus verbracht (und das extra für euch ausgerechnet). Mittlerweile bin ich wohl an einen Punkt gekommen, um eine Aussage, oder besser gesagt, einen Blogbeitrag über Busfahrten durch Buenos Aires schreiben zu können.

Buenos Aires ist bekanntlich eine Grossstadt, und wie in vielen Grossstädten braucht man ein gutes öffentliches Verkehrssystem, um sich von einem Ort zum anderen zu bewegen. Einerseits kann man die «Subte» (Subway) benutzen und so den Strassenverkehr umgehen (hier meinen Blogbeitrag über den Strassenverkehr in Buenos Aires). Es gibt im Ganzen 6 Subtelinien, die miteinander verknüpft sind (siehe Foto unten).
Ebenso kann man den Bus («colectivo» oder «bondi» auf argentinischem Spanisch) benutzen, von dem es um einiges mehr Linien gibt. Diese verkehren wie alle Busse im normalen Strassenverkehr und sind daher etwas langsamer als die Untergrundbahn. Sie müss(t)en sich an die Rotlichter halten und mit den vielen Autos klarkommen. Jedoch finde ich Busfahren manchmal schöner als Subte, da es weniger Leute hat und man aus dem Fenster schauen kann. Ebenso sind die Busse im Sommer besser durchlüftet.

Nicht immer biegt der Bus dort ab, wo er laut Google Maps abbiegen sollte.
Die Subways fahren, wie ihr auf dem Bild seht, meistens gerade in eine Richtung und machen dann einen Bogen zum Bundeshaus («Casa Rosada»). Ebenso gibt es zwei Subtes, die rechtwinklig dazu fahren, um die Linien miteinander zu verbinden. Daher ist es relativ einfach, die Fahrten in der Subway zu planen. Die Busse fahren mit demselben System, bloss in viel mehr Linien.
Das Schachbrett-Design von den Strassen von Buenos Aires erleichtert auch die Orientierung im Bus: man fährt in einer Strasse alles geradeaus und irgendwann biegt der Bus in die nächste Strasse ab, in der er ebenfalls alles geradeaus fährt. Wenn ich sage «irgendwann», dann meine ich das auch so: nicht immer biegt der Bus dort ab, wo er laut Google Maps abbiegen sollte.
Für Tourist*innen kann das zu Beginn ein bisschen kompliziert werden: Denn die Bus-Chauffeure/eusen verkünden nicht, an welcher Station man ist. Die Station selbst hat eventuell ein Schild, jedoch praktisch nie einen Namen, den man von weitem erkennen könnte. Für Tourist*innen ist es also empfehlenswert, Google Maps oder die argentinische App «cuándo llego» zu benutzen, um zu wissen, wann auszusteigen.
Mit ein bisschen Zeit gewöhnt man sich aber daran und ein*e gebürtige*r porteño*a weiss genau, auf welchen Strassen welcher Bus bis wohin fährt.
Video aus der Strasse Corrientes in Almagro (an Weihnachten)
Anstatt also 3 Subtes zu benutzen, um zur Arbeit zu gelangen, benutze ich 2 Busse. Doch nicht nur die Durchlüftung, die Fenster und das Umsteigen unterscheidet die Busse von der Subway.
Busfahren ist auch immer ein bisschen ein Abenteuer in der Stadt Buenos Aires.
Wie ihr vielleicht bereits rauslesen konntet, halten sich nicht alle Busfahrer*innen an die Rotlichter. Ich würde empfehlen, sich gut festzuhalten. Oranges Licht bedeutet hier, zu beschleunigen und schnell über die Strasse zu fahren, anstatt anzuhalten. Wenn die Autos vorne dran zu langsam sind, wird links oder rechts und in der Kurve überholt. Der Strich zwischen zwei Spuren kann zum Teil auch als Mittellinie verstanden werden: also perfekt, um auf der Linie zu fahren. Und hupen heisst nicht nur «pass auf, ein Kind», sondern «renn doch bitte bisschen schneller über den Fussgängerstreifen, ich will gerade bei rot darüber fahren!».
Busfahren – und Taxifahren – in Buenos Aires ist also ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Wenn man neu in der Stadt ist, kann man gut hier und da einen Schrecken bekommen von dem unkontrollierten Verkehr. Das ist nicht nur meine Einschätzung, sondern auch der Grund, warum einige Leute in der Stadt nicht selbst Auto fahren, obwohl sie einen Führerschein hätten (mich inklusive).

Um hier fahren zu können, reicht die deutsche Autobahn oder italienische Landstrasse als Training nicht aus. Da braucht man schon ein bisschen Erfahrung auf den Strassen von Buenos Aires selbst. Denn die Taxifahrer*innen und Buslenker*innen haben den Verkehr überraschend gut im Griff, haben schnelle Reflexe und gutes Vorstellungsvermögen. Mit Erfahrung wissen sie, wie man sich in der Strasse anpasst – was ich mir trotz Fahrten in verschiedenen europäischen Ländern nicht zumuten würde. Wirklich unsicher hab ich mich in den Bussen oder Taxis hier jedoch selten gefühlt.
Busse sind nicht nur in der Stadt von Buenos Aires wichtig, sondern spielen im ganzen Land eine Rolle. Denn es gibt mehr Langstreckenfahrten mit Bussen als mit Zügen. Man kann einen Tag lang im Bus von Buenos Aires nach Iguazú fahren, während es keine direkte Strecke im Zug dafür gibt. Das mag für eine*n Schweizer*in vielleicht seltsam wirken. Beinahe alle meine Reisen in andere Städte von Argentinien habe ich mit dem Bus gemacht (anstelle von Zug oder Inlandflug). Dabei sind die Busse gut ausgerüstet, haben bequeme, rückstellbare Sitze, Kaffee- und Teemaschine sowie WCs. Je nach Kategorie (und Corona-Situation) kriegt man auch Essen auf Langstreckenfahrten. Was braucht man noch mehr?
Jedoch muss ich an der Stelle betonen, dass sich das ÖV Netz, das ich hier beschrieben habe – abgesehen vom vorherigen Abschnitt – auf Buenos Aires Ciudad beschränkt. Sobald man aus der Stadt in die Provinz geht, sieht der Verkehr anders aus.
Im Inneren des Landes hat es fast keine Subway Systeme, obwohl manche Städte Tramlinien haben. Busse fahren weniger häufig und in weniger Anzahl, an Sonntagen zum Teil gar nicht. Und als Touristin ist es auf dem Land schwer zu erkennen, wo die Busstation ist, geschweige denn, wo der Bus hinfährt... Da hilft leider auch Google Maps nicht.
Damit wären wir am Ende des heutigen Beitrags angekommen und ich hoffe, die Erzählungen über den Busverkehr in Argentinien hat euch gefallen.
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