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Musikvielfalt und -stolz

  • Autorenbild: Delia
    Delia
  • 3. Feb. 2019
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Feb. 2021


Musik ist in Buenos Aires ein grosses Thema.

Buenos Aires gilt in Argentinien als Gründungsort des Tangos und damit das Zentrum des Tangos. In den Strassen von Buenos Aires entstand Ende des 19. Jahrhundert der Tango. Damit ist der Tanz und die Musik des Tangos praktisch überall präsent in der Stadt, einerseits wegen Tradition, aber bestimmt auch ein wenig für die Touristen. Jedoch werde ich den Artikel über Tango selbst ein anderes Mal machen. Hier geht es um Tango und die sonstige Vielfalt der Musik hier.

Erst werde ich kurz die verschiedenen Stile vorstellen, aber nachher kommt ein kleiner Bericht über das Musik-Verhalten der Gesellschaft hier.


Nämlich gibt es viel mehr als «nur» Tango. Als Nationalmusik gibt es auch den argentinischen Rock. Dieser entstand in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und wird «rock nacional» genannt. Bekannte Interpreten sind: Luis Alberto Spinetta, Divididos, Sumo, Patrico Rey y sus recónditos de ricota (ja das ist ein Name), Pappo, Charlie García, Soda Estéreo und viele mehr. Das ist übrigens eine authentische Auflistung eines argentinischen Freundes von mir, den ich um Hilfe gebeten habe. 😉


Neben dem Rock und dem Tango entstand in den 90er Jahren die argentinische Cumbia. Genannt wird sie «cumbia villera», was so viel heißt wie cumbia aus dem Armenviertel. Ich betone extra, dass es argentinische Cumbia ist, denn auch andere Länder in Südamerika haben Cumbia, was aber ganz anders tönen kann. Bekannt in Argentinien sind: Guachín, Yerba Brava, Flor de Piedra,… Wie ihr euch vom Namen her schon denken könnt, wurde diese Musik zu Beginn ausschliesslich von der unteren Klasse gespielt und gehört, doch mittlerweile kann jeder Cumbia hören – und tanzen – und es gibt auch Interpreten, die nicht in der «Villa» aufgewachsen sind.


Nun, wir haben also als argentinische Musik den Tango, Rock und die Cumbia. Meine grösste Angst bezüglich der Musik, als ich hier her gekommen bin, war, dass nur Rock und Tango gehört würde. Dass ich weder Salsa noch Reggaetón antreffen würde, von Bachata gar nicht zu reden.

Naja weit gefehlt. Die Jugend hier hört genauso Reggaetón wie in anderen lateinamerikanischen Ländern. Außerdem gibt es einige Salsabars in der Stadt und ebenso Tanzschulen, die Salsa und Bachata unterrichten – zwar im Verhältnis zu Tango eher wenig, aber das gibt ja auch Sinn. Dennoch war ich froh, als ich gemerkt habe, dass man hier auch Salsa tanzen gehen kann und sogar manchmal Bachata läuft. Also ganz wie in Basel :D.

Englische Musik hört man auf der Straße eher selten. Wenn, dann wird das in «boliches» (Clubs) gespielt. Jedoch scheinen die Leute eine Vorliebe für ihre eigene Sprache zu haben.


Ein weiterer Punkt an der Musik hier ist aber, dass man sie auf der Straße hört. Damit meine ich nicht, während dem Karneval oder Musikfestival. Nein, die Musik ist allgegenwärtig – bei jeder Gelegenheit wird Musik abgespielt.

Wenn man eine Weile lang durch die Stadt läuft, am besten am Wochenende – aber durchaus tagsüber – kommt man mindestens einmal alle 20 Minuten (Schweizer Minuten 😉 ) an einem Ort vorbei, an dem publik Musik läuft. Das kann aus einem Restaurant oder einer Bar kommen, aber es kann auch einfach eine Gruppe Jugendlicher sein, die Musik laufen lassen. Und im Gegensatz zu den Schweizern stören sich die Argentinier kaum daran – solange die Musik spanisch ist. Genauso gut kann die Musik aber auch aus Lautsprechern mitten auf dem Platz kommen, die fest im Boden verankert sind, wie eine Strassenlaterne.


Ah habt ihr’s gemerkt? Ich spreche aus Erfahrung: Ich spazierte gemütlich mit zwei Freunden über einen Platz in Tigre (ein Ort etwas außerhalb der Stadt) und hörte plötzlich Juan Luis Guerra singen. Er war aber nicht dort, leider, sondern das kam aus Lautsprechern. Und niemand wird dabei gefragt, ob er das mag oder nicht. Ich persönlich hatte aber Freude daran, mitunter, weil es Juan Luis Guerra war.



Die Musik ist also auch in der Öffentlichkeit viel akzeptierter als in der Schweiz. Es ist normal, einfach Musik laufen zu lassen und wenn man sich mit Freunden trifft, wird früher oder später das Handy mit den Boxen verbunden.

Am Wochenende ist es abends auch häufig der Fall, dass eine Gruppe Leute durch die Strassen geht und «murga» macht. Murga an sich ist eine Art des Karnevals, also ein Umzug einer Gruppe Musiker. Meistens sind es Trommeln, Trompeten und noch andere Instrumente und fröhliche Rhythmen, die gespielt werden. Die Gruppe kleidet sich in Kostümen und einige davon tanzen einen typischen Tanz. Das ganze Phänomen ist ähnlich wie das Konzert, das ich im ersten Blogeintrag beschrieben habe. Jedoch sind es weniger Leute und sie sind mobil, bewegen sich also auf der Straße weiter. Wenn ihr durch die Galerie des Blogs stöbert, könnt ihr unter den Videos irgendwo eines ausmachen, das so eine Murga zeigt – relativ dunkel, sorry.

Das Lustige daran ist auch, dass es zwar Umzüge in Form eines kleinen Karnevals sind, der Karneval selbst jedoch erst noch bevorsteht. Ende Februar oder Anfang März (je nach dem, wen du fragst), findet der Karneval für zwei bis drei Tage (je nach dem, wen du fragst) statt. Dennoch gibt es jetzt schon einzelne Umzüge auf den Strassen.



Was den Stolz angeht: Die Argentinier sind generell eher stolz, meiner Meinung nach. Sie haben mehr Nationalstolz als ich (was aber nicht weiter schwierig ist) oder andere Schweizer. Dies zeigt sich unter anderem auch in der Musik. Ich werde als «Neuling» nicht gefragt «hast du schonmal argentinischen Rock gehört?», sondern «welchen Interpreten des argentinischen Rocks magst du am liebsten?». Selbstverständlich habe ich schon genug Interpreten gehört, um das sagen zu können…!


Am liebsten hören viele Leute hier Tango oder argentinischen Rock – Cumbia höre ich eher selten. Die Argentinier sind also stolz auf ihre Musikvielfalt und ihre Interpreten – was sie durchaus auch sein dürfen. Dennoch bin ich froh, dass sie ab und an Salsa, Bachata, Reggaetón oder gar selten englische Musik abspielen.

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